Für jede dritte Frau: Mutterschutz nach Fehlgeburten 19. Dezember 20246. Januar 2025 „Für jede dritte Frau: Mutterschutz nach Fehlgeburten“ von YouTube anzeigen Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen. Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube. Inhalt von YouTube immer anzeigen Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Hebamme hat mir vor der Geburt meines Kindes gesagt:Wenn du schwanger bist, dann gibst du die Kontrolle über deinen eigenen Körper ab, und du bekommst sie so schnell nicht mehr zurück. In keiner Zeit ist der Körper der Frau stärker und gleichzeitig so verletzlich. Das nimmt frau in Kauf, wenn sie nach zehn Monaten ein glucksendes Bündel Glück mit sich herumtragen darf. Leider erleben viele Schwangere eine ganz andere Realität. Im Schnitt hat jede dritte Frau in Deutschland eine Fehlgeburt. Wir als Berichterstatterinnen von allen demokratischen Fraktionen haben in den letzten Jahren mit vielen Frauen gesprochen, die eine Fehlgeburt hatten. Wir haben mit vielen Ärztinnen, Juristinnen und Aktivistinnen gesprochen. Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Natascha Sagorski, die sich mit einer Riesenkampagne für einen gestaffelten Mutterschutz nach Fehlgeburten einsetzt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Wenn Sie nach „kein Herzschlag in der siebten, achten, neunten Schwangerschaftswoche“ googeln, dann sehen Sie: Die Internetforen sind voll von Millionen Frauen, die nach Antworten suchen, deren Hoffnung oft erfüllt, aber leider auch sehr oft enttäuscht wird. So schreibt eine Frau – ich zitiere:„Man weiß, dass es passieren kann, aber ist voller Freude und gutem Bauchgefühl (zumindest bei mir) und dann bricht einem der Boden unter den Füßen. Die Welt zerbricht, die Zukunft explodiert. So fühlt es sich an. Wie ein schlechter Traum, aus dem man irgendwann wieder aufwachen würde.“ Zitat Ende. Jede Fehlgeburt, jede stille Geburt ist schmerzlich. Gleichzeitig ist der Umgang jeder Frau damit ganz individuell. Die einen brauchen Zeit, die anderen Ablenkung. Darüber, wie sich die Angehörigen, die zweiten Mütter, Väter, Geschwister fühlen, müssen wir noch viel mehr sprechen. Deswegen ist es gut, dass wir heute zwei Gesetzentwürfe vorliegen haben, die diese Lücke im Gesetz heilen wollen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Beide Gesetzentwürfe überlassen es den Frauen, frei und selbstbestimmt zu entscheiden, ob sie den Mutterschutz nach einer Fehlgeburt in Anspruch nehmen wollen oder nicht. Damit tragen wir alle dazu bei, dass das Thema Fehlgeburten aus der Tabuzone herauskommt. Diese Gesetzentwürfe sind eine historische Errungenschaft für die Selbstbestimmung der Frauen – für alle Frauen, die für eine bestimmte Zeit aus der Welt gefallen sind und denen niemand auf der Welt den Herzschlag ihres Kindes zurückgeben kann. Wenn sie im Ultraschall sehen, dass es keinen Herzschlag mehr gibt – den Herzschlag, den sie sich so sehr gewünscht haben –, dann ist diesen Frauen völlig egal, ob Die Linke, die SPD, die FDP, die CDU/CSU oder Bündnis 90/Die Grünen dafür kämpfen, wie die nächsten Stunden und Tage bei ihnen aussehen. Dann brauchen sie den Schutz der Gesellschaft, damit sie selbst entscheiden können, ob sie vom kalten OP-Tisch nach dem Aufwachen aufspringen und weiterarbeiten oder ob sie sich Zeit zum Heilen – innen und außen – nehmen. Beides muss okay sein. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU) Liebe Kolleginnen der demokratischen Fraktionen, selten war so viel Einvernehmen wie hier, dass der gestaffelte Mutterschutz nach Fehlgeburten kommen muss. Jetzt haben wir zwei sehr gute Gesetzentwürfe vorliegen, die sich nur minimal unterscheiden. Lassen Sie uns die Chance nutzen und gemeinsam einen wirklichen Unterschied machen – für jede dritte Frau in diesem Land. Ich freue mich auf die Beratungen.