Deutschland braucht eine Lese-Offensive! 5. Juli 2024 Wir brauchen dringend eine Lese-Offensive, denn nur noch jede*r vierte Viertklässler*in kann richtig lesen. Das ist die Quintessenz unseres Fachgesprächs zum Thema “Wie kann gute Leseförderung gelingen?” am 28.06.2024 im Bundestag. Zusammen mit meiner Fraktionskollegin Maria Klein-Schmeink diskutierten wir mit hochrangigen Expert*innen, wie wir die Lesekompetenzen unserer Kinder und Jugendlichen verbessern können. Prof. Dr. Nele McElvany, Leiterin Institut für Schulentwicklungsforschung an der TU Dortmund, zeigte in ihrem Input auf, wie es um die Lesekompetenz deutscher Schüler*innen im internationalen Vergleich bestellt ist. Was uns als Gesellschaft alarmieren muss: Deutschland liegt nur im Mittelfeld des internationalen Vergleichs. Die sozialen Unterschiede beim Bildungserfolg sind in anderen Ländern geringer als hierzulande. Die Abnahme der Lesekompetenzen in Deutschland lässt sich dabei nicht allein mit einem “Corona-Effekt“ erklären, die Entwicklung bei PISA und IGLU ist ein längerfristiger Trend. Um diesen Trend entgegenzuwirken könnte etwa eine bessere Verzahnung von systematischer Diagnostik und anschließender verbindlicher Förderung helfen. Verfügbare Materialien, familiäre Vorbilder und regelmäßiges Vorlesen sind wichtige Bausteine in den Familien. Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen, warb für mehr Mittel für Leseförderprojekte und höhere Bildungsausgaben allgemein. Andere Länder gäben einen größeren Anteil des BIPs für die Bildung aus. Lese- und Vorlesematerialen müssten verfügbar gemacht und Hemmschwellen abgebaut werden. Prof. Dr. Michael Krelle, Professor für Fachdidaktik Deutsch am Zentrum für Lehrerbildung an der TU Chemnitz und neuberufenes Mitglied der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK, verdeutlichte ebenfalls die Bedeutung der Diagnostik. Es gäbe viele gute Programme in den Bundesländern mit dem neuen KMK-Programm „StarS – Stark in die Grundschule starten“ sollen die Maßnahmen gebündelt und das Bildungsmonitoring verbessert werden. Mandy Jura-Lühr, Bereichsleiterin der Redaktion Grundschule, Deutsch & Gesellschaftswissenschaften des Cornelsen Verlags, beschrieb die Potentiale der Digitalisierung für eine individualisierte Leseförderung. Unser Fraktionskollege Michael Sacher warb für eine bessere Ausstattung der Schulbibliotheken und innovative Projekte der Verlage, um neue Zielgruppen fürs Lesen zu begeistern. Als Ampel-Koalition bringen wir gerade das Startchancen-Programm auf den Weg. Mit diesem haben wir uns das Ziel gesetzt, an den rund 4000 besonders geförderten Schulen die Basiskompetenzen der Schüler*innen nachhaltig zu verbessern. Dass dies ein enorm wichtiger Baustein ist, nicht zuletzt aufgrund der wissenschaftlichen Begleitung des Programms, hat unser Fachgespräch ebenso gezeigt, wie dass die Bildungspolitik auf allen Ebenen darüber hinaus die Anstrengungen im Bereich Leseförderung weiter intensiveren muss. Wir bleiben dran und nehmen viele gute Impulse aus dem Fachgespräch mit in unsere parlamentarische Arbeit. Key Note von Prof. McElvany, die federführend die IGLU-Studie begleitet hat.