Meinungsfreiheit an Schulen: Die AfD betreibt Geschichtsrevisionismus!

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Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, 

als Lehrerin fehlen mir die Worte, wenn ich die Wortwahl Ihres Antrags für die Aktuelle Stunde lese. Sie nutzen den Art. 5 Abs. 1 des Grundgesetzes schamlos aus und treten ihn mit Füßen. Im Rahmen der Meinungsfreiheit betreiben Sie Geschichtsrevisionismus der braunsten Couleur und stellen unter Beweis, Sie haben viele Meinungen, aber keine Ahnung.  

Nur, weil man Dinge immer wieder sagt, werden sie nicht besser. Sie nutzen ihre eigenen kruden Verschwörungsideologien, um Anhänger*innen für ihre gefährliche politische Agenda zu gewinnen. Sie beherrschen das Instrument der ideologischen Repression, weil Sie bei den Vorbildern aus den Geschichtsbüchern der 9. und 10. Klassen abschauen.  

Geschichte als Fach hat die Aufgabe, historisches Bewusstsein zu fördern, Vergangenes auf die Gegenwartwart zu beziehen, damit wir für die Zukunft lernen.  

Die Frage, was die nächste Generation aus der Geschichte lernen kann und soll, ist je nach Disziplin umstritten und streitbar. Die Differenz von Absicht und Wirkung ist von besonderer Bedeutung, wenn mit den Lernzielen hohe gesellschaftspolitische und moralische Erwartungen verbunden sind. Gerade bei diesem Thema ist die Frage, was der Unterricht bewirkt, von hohem Interesse.  

Offensichtlich hat das bei der AfD Fraktion nicht funktioniert. Allein die Verwendung des Begriffs der ideologischen Repression zeigt, wie wenig Sie aus dem Geschichtsunterricht verstanden haben. Sie ziehen die falschen Schlüsse ungeachtet der historischen Tatsache, dass seit 1945 das demokratische Spektrum hier im Bundestag, die Ehrenamtlichen da draußen, die Vereine, neu Zugewanderte, Menschen mit internationaler Familiengeschichte Seite an Seite mit Kindern und Enkelkindern der Tätergeneration für ein “Nie Wieder!” arbeiten. 

Beamt*inenn haben nach §33 Abs. 1 Beamtenstatusgesetz die Pflichtsich durch ihr gesamtes Verhalten zu der freiheitlichen demokratischen Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes zu bekennen und für deren Erhaltung einzutreten” – Zitat Ende. 

Und ich möchte hier und jetzt ganz besonders alle Lehrer*innen und darüber hinaus natürlich insgesamt alle Beamt*innen egal, ob auf dem Finanzamt oder bei der Polizei, motivieren, dies umso stärker zu tun. 

Sie sind sich nicht einmal zu Schade, eine 16-jährige Schülerin für die Verbreitung ihrer FakeNews auszunutzen und sogar mit einer Kampagne den Klarnamen der Schülerin publik zu machen und damit erst der Öffentlichkeit preiszugeben. Sie denunzieren, lügen, hetzen in alle Richtungen, gegen alle, die nicht Ihrer “Meinung” sind und bezeichnen den demokratischen Diskurs als ideologische Repression. 

Beatrix von Storch hat den Schulleiter wegen Nötigung und falscher Verdächtigung angezeigt. Wird die AfD jetzt auch die Aktivisten der Identitären Bewegung wegen Hausfriedensbruchs anzeigen – dafür, dass sie auf das Dach der Schule gestiegen sind und dort ein Banner gehisst haben? 

Sie sind das Problem, nicht die Lösung. Sie wollen mit Ihren Aktionen bewusst den Schulfrieden stören und sind sich nicht zu schade, eine Denunziationsplattform einzurichten, auf der Lehrer*innen gemeldet werden können, die nicht Ihrer Gesinnung entsprechen. Das sind Nazi-Methoden, das ist totalitäre Repression.  

Schüler*innen in Deutschland haben Angst.  

Sie haben Angst, weil im Bundestag eine Fraktion sitzt, die gegen sie arbeitet.  

Schüler*innen fragen ihre Lehrer*innen, wollen die mich abschieben? Warum wollen die mich abschieben? Und die Antwort der Lehrkraft kann nach §33 Beamtenstatusgesetz und besonders gemäß Beutelsbacher Konsens nur sein, ja, das wollen die.  

Aber es gibt eine Mehrheit. Eine Mehrheit, die seit Wochen überall in Deutschland auf die Straßen geht.  

In meinem Wahlkreis Mülheim an der Ruhr waren es 7000 Menschen, die gegen die AfD, gegen Rassismus, gegen Antisemitismus und gegen jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit auf die Straße gegangen sind.  

„Freiheit wird nie geschenkt, immer nur gewonnen.“ sagt Heinrich Böll. Und deswegen bin ich jeder und jedem Einzelnen dankbar, die oder der ein Zeichen gegen Menschenfeindlichkeit und für die Freiheit zeigt. Egal ob bei den Demos auf der Straße, bei anstrengenden Diskussionen im Familien- oder Kollegenkreis oder eben in der Schule, als engagierte Schüler*in oder Lehrkraft. 

Herzlichen Dank!